Newsletter Juli 2024 – Die Events beginnen!
Pünktlich zum Anfang des Monats, zeigen wir euch heute was im Juli alles passiert ist und wie es weiter geht. Vorab: Wir sind aktuell bei milden 33° in Ungarn und treten bei der einwöchigen FS East competition gegen Teams aus aller Welt an. Doch dazu später mehr, denn wir fangen chronologisch mit dem Anfang des Monats an.
Testen Testen Testen
Unser Anspruch in dieser Saison war es, vor dem ersten Event bereits 10 Testtage mit dem neuen Fahrzeug zu haben um Fahrer und Fahrzeug auf die Events einzustellen. Besonders wichtig ist das frühe Testen für das autonome System, da die Integration der Software auf dem Rennwagen viel Ausprobieren und Parametrisieren erfordert.
An der Uni
Bereits zum Anfang des Monats wollten wir einen Tag der Validierung unseres Aerodynamikpakets widmen.
Die Idee: Es wird so genannte „Flowviz“ Farbe feucht aufgetragen, und nach der Fahrt die Muster in den getrockneten Schlieren analysiert. Dieser Schritt ist besonders wichtig, da wir dadurch visuell überprüfen können, ob unsere Berechnungen und Simulationen auch wirklich mit der Realität bei einer echten Fahrt übereinstimmen. Außerdem kann unser Aerodynamikteam so auch feststellen, ob unsere Fertigung der Carbonteile auch maßgetreu genug war, damit das Gesamtkonzept aufgeht. Wir waren sehr zufrieden mit den Ergebnissen und können dieses Wissen auch mit zu den Events nehmen, bei denen neben den Rennen auch genau solche Dinge von Juroren abgefragt werden. Die Formula Student ist nämlich mehr als nur eine Rennklasse, es handelt sich um einen Ingenieurswettbewerb, bei dem auch das Wissen rund um das Fahrzeug zählt.
Am Dortmunder Flughafen
Neben dem Testen auf dem Parkplatz der Uni und dem von der Metro in Kley, haben wir seit Neuestem auch Zugriff auf einen Parkplatz am Dortmunder Flughafen. Hier haben wir vor allem das autonome System integriert und getestet, und unter anderem das Qualifikationsvideo für die Events gedreht. Die Teams müssen in diesem Video bereits Wochen vor dem eigentlichen Wettbewerb beweisen, dass das Fahrzeug autonom fahrfähig und sicher ist. Wir haben diesen Test bestanden, und sind somit qualifiziert für alle Events in den kommenden Wochen.
An der Lasise
In diesem Jahr hatten wir nochmal ganz besondere Testtage, für die wie nach Selm zum Ladungssicherungszentrum gefahren sind. Hier hatten wir besonders viel Platz und eine Strecke die für Testfahrten von Fahrzeugen wie unserem ausgelegt ist. Wir haben hier all unsere Disziplinen ausprobieren können, und hatten das erste Mal genügend Platz um beispielsweise die 75 Meter lange Acceleration Disziplin zu absolvieren. Unser Ziel war es, die Hochvoltelektronik so anzupassen, dass wir im Optimalfall die gesamten von den Wettbewerben erlaubten 80 Kilowatt ziehen können. Die Tage waren lang und anstrengend, aber wir haben enorm viel für die kommenden Events mitnehmen können.
Der FS East Wettbewerb
Am Samstag, dem 27.07 ging es für uns mit einer 13-stündigen Fahrt bis zu unserem Zwischenstopp in Graz. Wir wollten möglichst ausgeruht und ausgeschlafen an der Event Location ankommen, um beim Aufbau von Zelten und Pit voll und ganz bei der Sache zu sein. Bei unserem Eintreffen am Sonntag gab es zusätzlich auch bereits die technische Abnahme für unseren selbstgebauten Akkumulator. Nach einer kleinen Anpassung wurde der Akku auch genehmigt und wir haben unseren ersten Aufkleber (dunkelgrün) für bestandene technische Abnahmen sammeln können. Für viele von uns war dies der erste Wettbewerb, für einige der erste Wettbewerb in einer Rolle mit Verantwortung. Es war nicht einfach vernünftig zu planen, zu viele Ungewissheiten und auch von den Veranstaltern wurde der Großteil der Termine erst 24 Stunden vor Beginn preisgegeben. Aber wir waren froher Dinge, dass wir hier in Ungarn zeigen können, was in uns steckt!
Montag, Tag 1
In der ersten Nacht im Camp, haben wir schockierend festgestellt, dass nur weil es tagsüber 30 °C (gefühlte 35) ist, es nicht bedeutet, dass es in der Nacht nicht drastisch abkühlt. Das hat uns dennoch nicht davon abgehalten, auch am Montag weiter durch die technischen Abnahmen zu marschieren. Wir haben bereits die ersten mechanischen und elektrischen Tests bestehen können, und sämtliche Fehler, die auftraten, waren geringfügig genug, um sie vor Ort in der Pit zu beheben. Außerdem, gab es am Montag zusätzlich auch noch die statischen Wettbewerbe BPP, C&M und EDE. Kurz gesagt, geht es bei C&M um die Kostenrechnung für Bauteile im Fahrzeug, während beim EDE bis zu 15 Juroren das gesamte Team für eine Stunde mit Fragen bombardieren, um herauszufinden, wie pfiffig die Ideen und Umsetzungen während der Saison waren.
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Das BPP Event ist hingegen eine reine Business-disziplin, in der zwei Mitglieder einen „Höhle der Löwen“-ähnlichen Pitch halten, um eine ausgedachte Geschäftsidee vorzustellen. Bei C&M hatten wir einige Startschwierigkeiten, konnten dafür aber beim EDE und BPP gut abschneiden und haben sehr detailliertes Feedback bekommen, um bis zum Event am Hockenheimring unsere Vorträge zu verbessern
Dienstag, Tag 2
Dieser Tag war ein wenig durchwachsen, da größere Probleme sowohl in der Elektronik, als auch bei mechanischen Bauteilen wie Lenkung und Bremse unseren Fortschritt stark gebremst haben. Formula Student Wettbewerbe sind ein Wettrennen gegen die Zeit, aber nicht nur auf der Strecke, auch bei der technischen Abnahme. Wer nicht früh genug sein Fahrzeug abgesegnet bekommt, kann unter Umständen an den ersten Rennen nicht teilnehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir am Dienstag noch alle Karten offen, da die ersten Rennen erst Mittwoch anfingen, aber es war klar, dass wir uns extrem ins Zeug legen müssen, um am Mittwoch startbereit zu sein.
Mittwoch, Tag 3
Und so kam es am Mittwoch, dem dritten Tag des Events, dass wir zwar in der technischen Abnahme gute Fortschritte gemacht haben, aber nicht rechtzeitig fertig wurden, um an den Acceleration und Skidpad Rennen teilzunehmen. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass es beim ersten Event des Jahres auch keine Schande ist, diesen einen weiteren Tag für die technische Abnahme zu benötigen. Wir sind nach Ungarn gefahren, um uns für das Event am Hockenheimring vorzubereiten, und wir haben diesen Anspruch mit Bravour erfüllt. Denn am Donnerstag, Tag 4, sind wir endlich ready-to-race gewesen.
Donnerstag, Tag 4
Es war Donnerstag, der 01.08.2024, an dem wir einen riesigen Erfolg feiern konnten: Wir sind zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte bei einer autonomen Disziplin angetreten, DV Acceleration. Hierbei geht es darum, ohne Fahrer eine 75 Meter lange Gerade so schnell wie möglich zu absolvieren und anschließend sicher zum Stehen zu kommen. Wir waren bei diesem Event eines von 12 Teams, welche an dieser Disziplin teilnehmen konnten und haben aufgrund unserer konservativen Parametrierung, mit einer Zeit von 7,5 Sekunden, den 10. Platz erzielt.
Neben der autonomen Disziplin haben wir aber auch einen unserer beiden neuen Fahrtalente in das Auto setzen und am Autocross Rennen teilnehmen lassen können. Autocross ist die Art von Rennen, die Sie sich vermutlich am ehesten vorstellen können, da es hier darum geht, auf einer unbekannten Strecke die schnellste Runde zu fahren. Das Potenzial war deutlich spürbar, trotz eines technischen Problems während des Rennens. Falls wir diese beiden Fahrer mit einem technisch einwandfreien FS224 auf die Strecke loslassen, ist eine großartige Bestzeit möglich, das ist klar.
Freitag, Tag 5
Dieser Freitag war für jedes teilnehmende Mitglied ein Tag, der auch gern auf drei Tage hätte aufgeteilt sein können, da extrem viel passiert war. Zu Beginn wollten wir nochmal unser autonomes System ins Rennen schicken und brachten es bei der Autocross Disziplin an den Start. Die ersten Meter sahen vielversprechend aus, der FS224 fuhr ohne Probleme die erste Gerade, manövrierte sich durch eine Schikane, doch sollte in der ersten 90° Kurve zum Stehen kommen. Unser Driverless-Team rund um Nico Koltermann, konnte jedoch leider das Softwareproblem auf die Schnelle bei diesen 35 °C unter praller Sonne nicht identifizieren, weshalb wir aus taktischen Gründen eine andere Disziplin besucht haben. Im manuellen Fahren gibt es 4 Renndisziplinen, wovon jedoch eine ganz klar als Königsdisziplin in dieser Rennserie betitelt werden kann: Endurance. Hierbei geht es darum, 34 Runden so schnell wie möglich zu absolvieren. Die Krux: Das Fahrzeug darf über die gesamte Distanz keine elektronischen Fehler verursachen, muss mechanisch einwandfrei laufen und der auf Leichtigkeit ausgelegte Akku muss ausreichen. Für die Fahrer also eine klare Mission, das Fahrzeug so schnell, aber auch so Stromsparsam wie möglich bis ins Ziel zu fahren. Viele Teams hatten Probleme, so hatte selbst eine RWTH Aachen, die im letzten Jahr das renommierte FSG Event gewonnen hatte, es nicht ohne technische Probleme bis ins Ziel schaffen können. Aber wir schon. Und das nicht langsam, ganz im Gegenteil: Wir hatten eine Zeit, die sich zeigen lassen konnte, die uns aufgrund einiger Strafpunkte (wegen technischer Mängel) am Ende auf Platz 9 von insgesamt 32 Teams befördert hatte. Diese beiden Fahrer in dem neuen FS224 zu sehen und zu sehen, wie wir auch absoluten Weltklasseteams die Stirn bieten konnten, war emotional. Trotz aller Emotionen mussten wir jedoch direkt nach diesem Rennen das Fahrzeug noch ein letztes Mal autonom auf die Strecke bringen, da wir nur noch 20 Minuten hatten, bis sich das Startzeitfenster schließen sollte. Doch bereits während das Fahrzeug an den Start gebracht wurde, erkannten wir in der Distanz ein starkes Unwetter. Die Veranstalter hatten keine Warnung erteilt, also starteten wir unseren nächsten Versuch beim autonomen Autocross Rennen. Doch das Unwetter kam, und es war alles zu spät. Regen so dicht, dass man keine 5 Meter weit schauen konnte und Orkanböen die in Kombination mit den Regentropfen im Gesicht weh taten. Das Schlimmste dabei war, dass wir evakuieren mussten, das Fahrzeug jedoch nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringen konnten. Der FS224 musste bei diesem Extremwetter unter freiem Himmel überleben. Nachdem sich die Lage nach einer halben Stunde entspannt hatte, wurden wir von den Veranstaltern aufgefordert, unsere Pits zu räumen und rasant alles einzupacken, da die nächste Gewitterwolke im Anmarsch war. Dies war wahrlich kein schöner Moment, aber wir hatten es geschafft und brachten unsere Habseligkeiten bis zum Camp.
Nur noch ein Punkt stand für diesen Tag noch offen, die Preisverleihung, bei der wir natürlich gern zuschauten, aber uns keine Hoffnung auf einen Sieg in den hart umstrittenen Disziplinen gemacht hatten. Die ETH Zürich hatte mit ihrem Team AMZ mehr oder weniger jeden Preis abgeräumt, den es gab, und immer wieder rannten die Schweizer mit ihrer 45 Mann starken Truppe nach vorne auf das Podium. Nach diesem extrem stressigen Tag waren wir müde und erschöpft, wussten auch, dass es nach dieser Verleihung direkt ins Bett geht, um am nächsten Tag sicher nach Hause zu fahren. Aber die Müdigkeit fiel wie Schuppen von den Augen, als aus dem Nichts die Ansage lautete „Der dritte Platz in der Effizienzkategorie geht in diesem Jahr an GET racing Dortmund e.V.“. Schock machte sich breit, wir rissen die Augen auf und konnten es nicht fassen. Umgehend rannten wir nach vorne und machten uns bereit für unser erstes Mal auf dem Podium mit den Worten „GET racing, einmal durchzählen! – Eins!“. Diesen Moment, nach 13 Stunden Fahrt, 5 Tagen voller Höhen und Tiefen, bei diesen Bedingungen mit Hitze, Kälte, Stress und Sorgen um den voll geregneten FS224, diesen verdammten Moment kann man aus Knete nicht nachbauen. In diesem Moment haben wir gelebt, und zwar zu 100 %.
An dieser Stelle möchten wir nochmal allen denen danken, die uns das alles möglich gemacht haben! Vielen Dank an die Unterstützer aus Familien, Freunden, Partnern aus der Industrie und auch einen großen Dank an die Uni und jene Teammitglieder, die selbst nicht vor Ort sein konnten. In diesem Jahr wurde bereits jetzt ein Stückchen Geschichte für diesen Verein geschrieben, und wir sind heiß darauf, es bei FSG nochmal zu tun.